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Norbert`s 190 Km Flug

Dienstag 07.08.2018, der wohl heißeste Tag des Jahres und mein freier Tag.

Thermikvorhersage: gute Thermik, Wind aus etwa 200 Grad aber mit bis zu 40 km/h im oberen Thermikraum! Basis bis 2500m. Ankunft in Wenholthausen, bin ganz allein am Start, das gab es noch nie. Parke mein Auto schön im Schatten (vier Tage später liegt genau dort ein dicker umgestürzter Baum!!) Die ersten Böller ziehen den Hang hoch. Ruhigere Phase abgewartet und Start um kurz vor 12 Uhr. Das Jojospiel beginnt. Auf dem Vario gibt es keinen Track sondern nur dicke rote punkte fürs Steigen. Wenn du jetzt absäufst, startest du nicht nochmal, so meine Gedanken.

Aber dann ein Bart der sich ausdrehen lässt, gleich Weg zum Arnsberger Wald, wieder Höhe machen, aber mit 1500 m komme ich nicht bis zur Möhne (dazwischen nur Wald), also zur Sicherheit kleinen Umweg über Hirschberg, wohl wissend dem Luftraum Warstein/Paderborn damit sehr nahe zu kommen. Nun leicht vorhaltend mit Seitenwind Richtung Soest. Teilweise schon unter dem Luftraum komme ich steigend der Luftraumgrenze sehr nahe. Aber ab der Soester Börde verändert sich alles. Über Bad Sassendorf gehts bis auf knapp 2400 m und nur plattes trockenes Land unter mir (sieht aus wie in Zentralspanien). Über dem Paderborner Luftraum und hinter mir tolle Wolken, aber in Flugrichtung ist alles Blau, keine Vögel, keine Segelflieger, keine Wolken, aber doch selten ein paar Bauern die mit Ihren Landmaschinen riesige Staubwolken aufwirbeln, die flach am Boden entlang streifen und erst an einer Waldecke sich drehend ablösen und aufsteigen, toll, da brauchst keine Thermikbrille.

Mein erstes Ziel ist Oelde, meine alte Heimat (da wollte ich immer schon mal landen). Aber in Höhe der A2 bin ich mit Vollgas über ein Paar „Kanthölzer“ gebrettert (müssen wohl vom LKW gefallen sein, also aufgepasst. Über unserm Bauernhof ein paar Fotos gemacht (scheint aber niemand Zuhause zu sein).. Also weiter mit über 70 km/h über Grund geht es zum Teutoburger Wald, einmal tief, aber es geht auch von untenraus langsam aber zuverlässig wieder hoch. Bei Halle über den Teutoburger Wald, ist das Wiehengebirge schon als schmaler dunkler Waldsteifen schon in Sichtweite. Etwas nach links vorhaltend (Luftraum Bückeburg) gehts bei Lübbecke übers Wiehengebirge und den Mittellandkanal.

Nun gehen mir die Ziele aus, weiter hatte ich nicht geplant. Da kommt mir das blöde Lied  „an der Nordseeküste, am plattdeutschen Strand“ usw. in den Kopf und lässt mich nicht mehr los. Trinken, ein ganzes Snickers auf einmal in dem Mund, konzentriert bleiben und jedes Steigen mitnehmen. Nun wirds echt gemütlich, Innenbremse überm Karabiener „einhängen“ und nur mit der Außenbremse den Radius regulierend gehts über große Moore und das Bahrenborsteler Fluggelände hinweg.

So könnte es weitergehen bis die Küste kommt oder das Licht ausgeht. Aber die Thermik wird schwächer, es geht nicht mehr so hoch und es wird langsam warm. Ach ja, soll ja heiß werden heute.

Dann kommt die Weser in Sicht, dort werde ich wohl Landen, aber wo? So große Landeplätze bin ich nicht gewohnt. In etwa 500m Höhe sehe ich einen Zug zum nächst weiteren Ort fahren. Also weiter bis zu diesem Ort und mitten drin, auf einer Pferdekoppel mit Windfahne schön eingeschwebt. Meine lauten Jubelschreie lässt gleich einige Anwohner herbeilaufen und fragen ob ich hier abgestürzt währe. So habe ich Eystrup auch mal kennengelernt. 

In aller Ruhe eingepackt, (wenn man auch schon gelandet ist, ist man noch lange nicht unten) an die Straße Richtung Nienburg gestellt, das erste Auto hält an, Moin, wo solls denn hingehen, die Frage, und ab zum Bahnhof nach Nienburg. Am Fahrkartenautomaten wird ein Zug nach Hamm angezeigt, aber der müsste doch schon weg sein, nach meiner Uhr. Renne auf Gleis 5, da steht ein Zug, die Türen schließen gerade, ein letzter Sprint muss noch sein, haue auf den Türknopf, Tür öffnet, rein in den Zug, Bingo. Zwanzig nach Elf, Bahnhof Oelde mein Bruder hohlt mich ab.

Was für ein cooler Tag.

Ich bin erfüllt von tiefen Dank und Demut. Was für ein Geschenk, Danke, Danke Danke!

Gott schütze den Planeten, wenns sonst schon keiner macht.

Liebe Grüsse Norbert

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